Echo: Die Nevercrew kommen nach Hause
An der Foce hat „Echo“ Gestalt angenommen, ein Eingriff, der öffentliche Kunst, Umweltreflexion und urbane Identität verknüpft.
18 Juli 2025
An der Foce von Lugano (die Mündung des Flusses Cassarate) hat „Echo“ Gestalt angenommen, das neue site-specific Werk von Nevercrew. Die Intervention verknüpft öffentliche Kunst, Umweltreflexion und urbane Identität und verwandelt die Fassade des Lido in eine visuelle Erzählung über das Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Territorium. Wir haben das Künstlerduo gebeten, uns das Projekt und die Bedeutung dieser Heimkehr zu erläutern.
Könnt ihr uns das Werk „Echo“, das ihr an der Foce umsetzt, beschreiben? Wie fügt es sich in die Landschaft und die urbane Identität Luganos ein? Gibt es einen Dialog zwischen dem Werk und dem spezifischen Ort, an dem ihr es realisiert?
„Echo“ entsteht aus einer Analyse des Ortes, der architektonischen Besonderheiten der Struktur, auf der wir es realisieren, und ihrer Lage im stadt- wie naturräumlichen Kontext.
Wir wollten einen direkten Dialog mit der Fassade des Lido herstellen, nutzten ihre Horizontalität und den rhythmischen Ablauf der Fenster (sowie die diversen Elemente an der linken Mauer und im Holzteil des ersten Stocks), um eine visuelle Erzählung aufzubauen, die den Raum einbezieht und seine dominanten Elemente in aktive Bestandteile von Komposition und Konzept verwandelt.
Das Werk konzentriert sich auf das Verhältnis Mensch–Umwelt und die Idee eines geteilten globalen Gleichgewichts – wiederkehrende Themen unserer Arbeit. Hauptmotiv ist der Bär, hier in zwölf Exemplaren verschiedener Arten, Sinnbild der Koexistenz von Mensch und Natur im Territorium.
Die zwölf Figuren interagieren symbolisch mit den vorhandenen Fenstern, die wir in Bildschirme, in narrative Flächen verwandeln; das innere Licht der Lido-Räume beleuchtet sie und „schaltet“ sie ein.
Konzeptionell wollen wir damit die Koexistenz unterschiedlicher Ökosysteme, das Verhältnis von Lokal und Global, eine einheitliche Sicht auf Natur und Gleichgewicht heraufbeschwören, in der alle eine aktive Rolle spielen – zugleich aber eine distanzierte, kaum empathische Wahrnehmung aufzeigen, geprägt von anthropozentrischem Denken in einer Zeit dominanter digitaler Bildkommunikation.
Gibt es einen Aspekt der Stadt, der euch besonders inspiriert hat?
Ausgangspunkt war die Beziehung zwischen Stadt und Naturlandschaft, die Schnittstelle zwischen dem Gebauten und den umgebenden Wasserelementen.
Lugano besitzt eine starke visuelle wie praktische Identität zum See, an unserem Ort auch zum Fluss und zu den Schwimmbecken. Deshalb wird Wasser zum roten Faden unserer Erzählung – sowohl in den Bildern der „Fenster-Bildschirme“ als auch im „symbolischen Fluss“, den die Bären schaffen, indem sie ihre aquatischen Lebensräume aneinandersetzen.
Was bedeutet es für euch, wieder in Lugano zu arbeiten? Ändert sich dadurch etwas im Vergleich zu anderen Kontexten?
Gewiss ist das Gefühl anders. Hier zu arbeiten konfrontiert uns mit persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen unserer Ausbildung, erlaubt uns aber zugleich, den Ort bewusster und kritischer zu betrachten.
Es schafft die nötige „technische“ Distanz, um einen neuen, tieferen Dialog mit dem Ort und seinen täglichen Nutzern aufzubauen und durch unsere Kunst-Sprache mit der Gemeinschaft zu interagieren – etwas Seltenes angesichts der reisenden Natur unserer Arbeit.

In euren Werken tauchen oft bestimmte Tiere auf: Wie wählt ihr sie aus?
Die Tiere tragen meist symbolische Bedeutung oder erlangen sie durch unseren Einsatz.
Sie ermöglichen Reflexionen über die Interdependenz von Lebewesen und Umwelt, das fragile Gleichgewicht natürlicher Systeme und die Rolle des Menschen darin – oder dessen Entfernung davon.
Für „Echo“ wählten wir Bären verschiedener Arten, um Ökosysteme zu verknüpfen und eine globale Perspektive zu evozieren. Jeder Bär besitzt eine eigene Spezifik, ist aber Teil einer gemeinsamen Komposition und Handlung.
Woher stammt euer grafischer Stil und die Aufmerksamkeit für die Mensch-Umwelt-Interaktion?
Unser Weg begann Mitte der 1990er-Jahre mit Graffiti, Illustration und visuellen Experimenten.
Ein narrativer, direkter, möglichst interaktiver Ansatz prägte uns und weckte starkes Interesse an Komposition und am Dialog zwischen malerischen Elementen und Raum. Wir begannen, Motive als reale Bestandteile des Ortes und ihrer Beziehungen zueinander zu verstehen, nicht als blosse bemalte Bilder.
Realismus, optische Illusion, Trompe-l’œil, Anamorphose, Spiegelung – viele Techniken dienten unserem erzählerischen Zweck und verschmolzen zu unserer aktuellen Sprache.
Seit Jugendtagen interessierten uns Politik, menschliche Dynamiken und die Gleichgewichte der Systeme, in denen wir leben.
So wuchs das Bedürfnis, breitere Themen, soziale Implikationen und das Verhältnis zur Natur zu behandeln – für uns ein Schlüsselmerkmal heutiger Systeme. Beobachtung der Natur führte zu steter Reflexion über diese Fragen und Wege zu bewussterem Dasein. Unser grafischer Stil ist das Resultat: eine visuelle Sprache, die Realismus, konzeptuelle Konstruktion und direkten Raumdialog vereint.

Wie stark beeinflussen Wand, Raum oder Viertel die Motiv- und Werkwahl?
Enorm. Jede Intervention beginnt mit einer Kontextanalyse: Wandform, Position im Stadtraum, Geschichte, Menschenflüsse …
Das Werk entsteht in Beziehung zum Ort und könnte anderswo nicht in derselben Form existieren. Wir suchen stets Balance zwischen visueller Sprache und Kontext-Spezifika, arbeiten auf mehreren Bedeutungsebenen – vom sofortigen Eindruck bis zur tieferen Reflexion.
Wie teilt ihr euch als Duo die Arbeit?
Unser Prozess ist vollständig geteilt. Jede Idee, jede visuelle und konzeptuelle Entscheidung diskutieren wir gemeinsam. Jeder bringt eigene Sensibilität ein, doch das Resultat ist stets Produkt eines kontinuierlichen Austauschs aus fast dreissig Jahren gemeinsamer künstlerischer Arbeit. Auch in der Umsetzung sind wir grundsätzlich austauschbar und teilen Aufgaben nur aus praktischen Gründen, je nach Situation.
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